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30 Jahre Deutsche Einheit: Besuch in Straußfurt

Veröffentlicht am 03.10.2020 in Ortsverein

v.l.n.r: Vanessa Bausch, Herbert Bangert, Olaf Starroske, Christopher Harsch und Pfarrer i. R. Klaus Burges

Tiefer Blick in die deutsche Geschichte

Auf den Spuren deutscher Zeit- und Kulturgeschichte / Zu Gast in Weimar

Laudenbach. Hochzeiten der deutschen Kultur- und Demokratiegeschichte und das hässliche Gesicht des Naziterrors in Weimar sowie ein Stück Ortsvereinsgeschichte in Straußfurt vereinten das Programm einer Wochenendreise des Laudenbacher SPD-Ortsvereins und seiner Arbeitsgemeinschaft 60plus nach Thüringen. Die Ziele waren mit Bedacht ausgewählt. Vor 75 Jahren wurde im Zuge des nahenden Endes des Zweiten Weltkriegs das Konzentrationslager Buchenwald befreit, im vergangenen Jahr wurde das „Haus der Weimarer Republik“ mit einer Dauerausstellung eingeweiht und am Wochenende jährt sich die Wiedervereinigung zum 30. Mal; dieses Ereignis ist für den Ortsverein verbunden mit den Erinnerungen an seine Aufbauhilfe in Straußfurt.

In Straußfurt wurde die Gruppe aus Laudenbach in der Dorfgaststätte von Bürgermeister Olaf Starroske, Gemeinderätinnen, dem SPD-Kreisvorsitzenden Christopher Harsch und Pfarrer i. R. Klaus Burges begrüßt. Bei einem Mittagessen erinnerte Herbert Bangert an die Geschichte der Zusammenarbeit mit dem damals auf Initiative von Klaus Burges neu gegründeten SPD-Ortsverein Straußfurt unmittelbar nach der Wende. Sie sei zustande gekommen nach einer Begegnung des damaligen Vizechefs der Laudenbacher SPD, Gerd Dember, und Klaus Burges.

Anfang März 1990 sei man erstmals in Straußfurt gewesen und habe sich intensiv ausgetauscht. Im Gepäck damals: eine Bürogrundausstattung und die Zeitung „Straußfurt heute und morgen“; eine weitere habe man zur Kommunalwahl gefertigt. Weitere Treffen folgten. Im April 1990 habe der Chor des Singvereins einen Konzertaufenthalt in Weimar mit einem Abstecher nach Straußfurt verbunden und hier einen Gottesdienst gesanglich umrahmt, schilderte Bangert den weiteren Gang der Dinge.

1991 habe man eine Bücheraktion für die im Bestand gefährdete Bibliothek in Straußfurt durchgeführt und insgesamt 1147 Bücher überbracht. 1992 habe man Straußfurt im Rahmen einer großen Rundreise durch die neuen Länder besucht. Es hätten Frauentreffen stattgefunden, bevor Mitte 1993 die offiziellen Kontakte geendet hätten. Bangert freute sich, 27 Jahre später wieder einmal in Straußfurt zu Gast zu sein und überreichte den Gastgebern gemeinsam mit der SD-Ortsvereinsvorsitzenden Vanessa Bausch Weinpräsente und eine Chronik mit der Geschichte der ehemaligen Zusammenarbeit.

Klaus Burges, der auch ein Fotoalbum mit Bildern jener Zeit und die beiden Ausgaben von „Straußfurt heute und morgen“ zur Einsichtnahme dabeihatte, erinnerte an den schwierigen Beginn nach der Wende und seinen Aufenthalt in Laudenbach im Juli 1990. Seinerzeit sei er nach dem Gottesdienst von einer älteren Dame angesprochen worden. Heute seien aber viele Rote in der Kirche gewesen, habe diese gesagt und ihm die Frage gestellt, ob er auch ein Roter sei.

Nur noch ein SPD-Mitglied
Christopher Harsch stellte den SPD-Kreisverband vor. Der Kreis sei stark CDU-geprägt. Die SPD habe nur 79 Mitglieder, darunter ein einziges in Straußfurt. Er erinnerte an die Landtagswahl mit der ursprünglichen Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD.

Vanessa Bausch stellte den Ortsverein Laudenbach vor, ehe Bürgermeister Starroske die Entwicklung seiner Gemeinde in den vergangenen 30 Jahren aufzeigte. Man habe zwei neue Wohngebiete erschlossen und ein Edeka-Zentrallager ansiedeln können, das rund 600 Arbeitsplätze biete und der bedeutendste Gewerbesteuerzahler der Gemeinde sei. Seit er vor elf Jahren das Amt übernommen habe, sei die Verschuldung von neun auf zwei Millionen Euro zurückgeführt worden. Straußfurt sei für die kommenden vier Jahren in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen worden, wovon er sich neue Impulse verspreche. Mit einer kleinen Rundfahrt, in der Starroske die markanten Punkte vor Augen führte, wurde der Aufenthalt in Straußfurt beschlossen.

Zuvor waren die Laudenbacher Genossen in Weimar gewesen. Erstes Ziel war die Gedenkstätte Buchenwald auf dem Ettersberg oberhalb der Stadt, wo die Gruppe bei strömendem Regen in Kleingruppen-Führungen die Geschichte des 1937 errichteten Konzentrationslagers vermittelt bekam. Nach Buchenwald wurden Personen deportiert, die keinen Platz in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft haben sollten. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden Menschen aus fast allen europäischen Ländern nach Weimar verschleppt. 95 Prozent der Häftlinge stammten zum Zeitpunkt der Lagerbefreiung am 11. April 1945 nicht aus dem Deutschen Reich.

Transporte nach Auschwitz
Insgesamt waren hier von 1937 bis 1945 280 000 Menschen inhaftiert, 56 000 kamen in Buchenwald und seinen 139 Außenlagern ums Leben oder wurden willkürlich getötet, starben vor Hunger, durch Krankheit oder medizinische Versuche. Buchenwald war Teil der Nazimordpolitik, indem von hier aus Vernichtungstransporte nach Auschwitz starteten. Kurz vor Kriegsende versuchte die SS, das Lager zu evakuieren, und zwang 28 000 Häftlinge auf „Todesmärsche“. Als die US-Armee Buchenwald erreichte, wurden 21 000 Häftlinge, darunter über 900 Kinder und Jugendliche, befreit. Nach Abzug der Amerikaner richtete die sowjetische Geheimpolizei von 1945 bis 1950 ein Speziallager ein, in dem 7100 Menschen den außergewöhnlich schlechten Haftbedingungen erlagen. Bei den Führungen entlang der Überreste des Lagers konnten sich die Teilnehmer mit der grausamen Geschichte auseinandersetzen, was gleichermaßen Entsetzen wie Nachdenklichkeit auslöste.

Die Gruppe aus Laudenbach besuchte auch das „Haus der Weimarer Republik“, das gegenüber des deutschen Nationaltheaters in der ehemaligen Wagenremise eingerichtet worden ist. Hier konnte Einblick genommen werden in die Geschichte der ersten Demokratie Deutschlands vom Ende des Kaiserreichs über die Wahlen zur Nationalversammlung und die Verabschiedung der Verfassung, die unter anderem die Abschaffung der Vorrechte des Adels, die Gleichstellung der Frau und das Frauenwahlrecht, soziale Grundrechte, Meinungsfreiheit und die Trennung von Staat und Kirche manifestierte. Aufgezeigt wird auch, wie die Gegner der Demokratie diese mit allen Mitteln bekämpften, wie die Nationalsozialisten zunehmend Einfluss und Macht erlangten, die Weltwirtschaftskrise die Welt erschütterte und Deutschland sechs Millionen Arbeitslose verzeichnete und schließlich Hitler an die Macht kam. Originalfilmaufnahmen, ein „Zeitstrahl“ durch die Jahre der Weimarer Republik und ein Film ergänzen die sehenswerte Ausstellung.

Hitler-Balkon am „Elephant“
Weimar wurde seinerzeit zum Sitz der Nationalversammlung ausgewählt, weil man diese bewusst nicht in Berlin durchführen wollte. Man wollte weg vom preußischen Gedankengut in eine ruhige Kleinstadt, wo ausreichende Hotellerie vorhanden war und mit dem Nationaltheater eine ideale Sitzungsräumlichkeit geboten war. Allerdings fand hier auch der erste Reichsparteitag der NSDAP statt, hier hatten die Nazis eine starke Bastion, zogen 1929 in den Landtag ein und übernahmen 1932 die Regierung. So ist es nicht verwunderlich, dass Hitler Weimar zu seiner Lieblingsstadt erkoren hatte.

Er weilte über 40 Mal in der Stadt, ihm wurde im Hotel „Elephant“ eine eigene Suite eingerichtet, und es wurde ein Balkon gebaut, von dem aus er sprechen konnte, nachdem das Volk ausgerufen hatte: „Lieber Führer komm heraus, aus dem Elephantenhaus.“

Der Sonntagvormittag sah zunächst eine Stadtrundfahrt und Stadtführung vor, die mit zahlreichen „steinernen Zeugen“ vor Augen führten, warum Weimar 1999 Kulturhauptstadt Europas wurde. Zu Weltruf gelangte die Kleinstadt insbesondere durch die Klassiker Goethe und Schiller, aber auch Wieland und Herder. Das silberne Zeitalter ist in besonderer Weise mit dem Namen des Komponisten Franz Liszt verbunden, ehe vor rund 100 Jahren Weimar erneut zu einem kulturellen Zentrum wurde. Walter Gropius gründete mit dem „Bauhaus“ ein neues Design-Zeitalter; die Stadtrundfahrt führte zur gleichnamigen Universität und dem ehemaligen Gropius-Wohnhaus.
Der Rundgang begann an den Weimarer Schlössern und der Anna-Amalia-Bibliothek, führte in den Park an der Ilm mit einem Blick zu Goethes Gartenhaus, wo man nicht nur über die Leistungen in Literatur und Politik, sondern auch über das Liebesleben mit Charlotte von Stein und Christiane Vulpius informiert wurde. Das Hotel „Elephant“, Goethes Stadthaus, Schillerhaus und Nationaltheater mit dem Goethe-Schiller-Denkmal waren weitere Stationen. Auf der Rückfahrt machten die Laudenbacher Genossen noch Halt im Wintersportzentrum Oberhof. hb
 

 

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