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SPD Laudenbach: SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus würdigte die Lebensleistung um Frieden und Entspannung

Veröffentlicht am 30.11.2022 in AG 60plus

Michail Gorbatschow: eine Ausnahmeerscheinung in der Geschichte

Das Monatstreffen der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus im SPD-Ortsverein im November ist traditionell einer bedeutenden Persönlichkeit der Zeitgeschichte gewidmet. Nachdem vor wenigen Monaten der frühere Generalsekretär der KPdSU und Staatspräsident Michail Gorbatschow verstorben ist, widmete man ihm in Wort und Bild den Abend und beleuchtete dabei insbesondere auch seine Verdienste um die Beendigung des Kalten Kriegs und die Wiederherstellung der Deutschen Einheit. AG-Sprecher Herbert Bangert erinnerte in seiner Einführung an die unterschiedliche Sichtweise der Lebensleistung in Ost und West mit einem Zitat aus der "Zeit", die ihn in einem Nachruf als "Friedensfürst und Sündenbock - in Deutschland verehrt, in Russland verachtet" beschrieb. In der Gedenkminute im Deutschen Bundestag habe Bundestagspräsidentin Bärbel Bas ihn als einen Politiker gewürdigt, "der die Welt zum Besseren veränderte". Gorbatschow sei ein außergewöhnlicher Politiker gewesen: hochbegabt, authentisch, verbindlich und verlässlich. Er sei Visionär gewesen, der die weltpolitischen Entwicklungen mit Weitsicht voraussah. "Er war ein Mann des Friedens und der Freiheit, der die Demokratie im Osten Europas, auch im östlichen Teil Deutschlands, möglich gemacht hat und hierfür zu Recht 1990 den Friedennobelpreis erhielt", so Bangert.

Gorbatschow sei zu einer Zeit gestorben, in der Putin dessen Grundsätze über Bord warf und neue Gräben, leider auch Schützengräben, in Europa ziehe. Gorbatschow habe 1987 seine Vision vom "Bau eines neuen gemeinsamen Hauses Europa" beschrieben. Dieses Haus lasse Putin derzeit in Trümmer bomben. Gorbatschows Wirken sei untrennbar mit den Begriffen "Perestroika" (Umgestaltung) und "Glasnost" (Transparenz) verbunden. Dies sei sein "Glaubensbekenntnis" gewesen. Bangert erinnerte auch an seine Verdienste in der Entspannungs- und Abrüstungspolitik. 1987 habe er mit dem US-Präsidenten Ronald Reagan den INF-Vertrag geschlossen, nach dem alle in Europa stationierten nuklearfähigen bodengestützten Mittelstreckenraketen und Flugkörper kürzerer und längerer Reichweite abgebaut und vernichtet werden sollten. Drei Jahre später habe er auch den Vertrag über die Begrenzung konventioneller Rüstung in Europa und das Chemiewaffenabkommen mit den USA abgesegnet. 

 Bangert beleuchtete Gorbatschows Biografie von der Geburt 1931 als Bauernsohn im Kaukasus bis zum Generalsekretär der KPdSU und Staatsoberhaupt. "Für und Deutschen bleibt sein Name untrennbar verbunden mit der Wiedervereinigung, die er zwar zunächst wegen der drohenden NATO-Osterweiterung abgelehnt habe, der er aber im Februar 1990 zugestimmt habe, indem er die Blockfreiheit eines wiedervereinigten Deutschlands zuließ und damit den Weg ebnete. Kurze Zeit später sei er zu einer tragischen Figur geworden. Bangert erinnerte an den Putschversuch in Moskau, den Hausarrest auf der Halbinsel Krim und führte aus, dass ihm in dieser Zeit mit dem Präsidenten der Russischen Föderativen Sowjetrepublik, Boris Jelzin, ein mächtiger Gegner erwachsen sei, der den Kampf gegen die Putschisten angeführt habe und sich zum Volkshelden aufschwang. Als er Gorbatschow von der Krim heimkehren ließ, sei dieser ein gebrochener Mann gewesen. In der Folge des Putsches hätten zunächst die Ukraine, dann die baltischen Staaten und schließlich die übrigen Sowjetrepubliken ihre Unabhängigkeit erklärt. Putin habe dies als "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet und er sehe es offensichtlich als seine Aufgabe, das alte Territorium wieder herzustellen. 

 

Nach seinem Rücktritt als Präsident der Sowjetunion am ersten Weihnachtstag 1991 habe er die "Gorbatschow-Stiftung"! gegründet, sei Mitglied im "Club of Rome" geworden und sich für Menschenrechte eingesetzt. Habe er 2011 die Demokratiedefizite unter der Herrschaft Putins kritisiert, so habe er die Annexion der Krim 2014 ausdrücklich als "Wiedervereinigung" begrüßt. Seine letzten Tage habe Gorbatschow in einem Spital verbracht und von dort auszusehen müssen, wie sein Lebenswerk zerbröselte. Seine Sorgen um die Menschheit blieben über seinen Tod hinaus aktuell. Hochbetagt habe er in einem Gespräch mit dem Publizisten Franz Alt formuliert: "Ich sehe immer noch die Gefahr eines Atomkriegs, solange die letzte Atombombe nicht abgeschafft ist. Ein solcher Krieg wäre der letzte der Menschheitsgeschichte. Danach gäbe es niemanden mehr, der noch Krieg führen könnte". Sein Vermächtnis, die Weltkarte neu geschrieben zu haben, bleibe. In einer Biografie werde sein Lebenswerk zusammengefasst mit den Worten "der Mann, der die Welt veränderte und dabei sein Land verlor", so Bangert, der abschließend noch erinnerte, dass es insbesondere auch die Persönlichkeit Gorbatschows gewesen sei, die den Ortsverein 1989 zu dessen größter Unternehmung seiner Geschichte inspirierte, einer zweiwöchigen Reise mit den Schwerpunkten Moskau und Leningrad.

 

Der anschließende Film, gespickt mit zahlreichen Zeitzeugenberichten, machte die Ambivalenz der Sichtweisen deutlich: Im Westen werde Gorbatschow bis heute als Held und Freiheitskämpfer verehrt, in Russland sei seine Regierungszeit insbesondere mit Mangel, dem problematischen Umbau von der Plan- zur Marktwirtschaft und dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion verbunden. Er zeigte auch die besondere Rolle seiner Frau Raissa, die großen Einfluss auf seine Entscheidungen gehabt habe und deren Verlust infolge einer Leukämieerkankung 1999 er nie verwunden hat.   hb

 

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